Von Anfang an dabei und ein wesentlicher Impulsgeber und praktischer Förderer: die Sparkasse Germersheim-Kandel. RENEW MFI hat sich seit Aufnahme der Geschäftstätigkeit im Jahr 2012 sehr dynamisch entwickelt; derzeit werden über 22.000 Kundinnen mit Basisfinanzdienstleistungen versorgt. Insgesamt wurden mehr als 15.000 Kredite in Höhe von mehr als 9,5 Mio. EUR ausgelegt. Die Bilanzsumme betrug Ende 2019 umgerechnet knapp 3 Mio. EUR. Seit fünf Jahren erwirtschaftet RENEW MFI Gewinne, um nachhaltig wachsen zu können.
Im Rahmen einer Kapitalerhöhung im April 2020 hat sich nun der „Sparkassen International Development Trust“ (SIDT) mit 33% am Kernkapital der Organisation beteiligt. Das Kernkapital wurde von ca. 125 TEUR auf nun 312 TEUR aufgestockt. Neben dem SIDT gibt es zwei weitere Eigentümer, die sich dem Sparkassengedanken verpflichtet fühlen. Dies ist die Nichtregierungsorganisation RENEW, die von Gewalt betroffene Frauen unterstützt sowie dem Gyalyum Charitable Trust, der verschiedene soziale und kulturelle Aktivitäten von der Königinmutter von Bhutan, Gyalyum Sangay Choden Wangchuk, unterstützt.
Das Engagement des SIDT kommt zu einem guten Zeitpunkt. Denn die Geschäftstätigkeit von RENEW MFI soll auf weitere Teile des Landes ausgeweitet werden. Und: COVID-19 hat auch in Bhutan erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft, da nun wesentliche Einnahmen aus dem bisher wichtigsten Erwerbszweig Tourismus fehlen und viele Bhutaner arbeitslos geworden sind.
Auch viele Kundinnen von RENEW MFI müssen finanzielle Einbußen hinnehmen. Gemeinsam werden Lösungen gefunden (z.B. Tilgungsaussetzung) und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Kundinnen mit Rat und Tat zur Seite. Viele Kundinnen nutzen jetzt die Chance, um wieder verstärkt Landwirtschaft zu betreiben. Bhutan ist stark abhängig von Lebensmittelimporten – erklärtes Ziel der Regierung ist es, diese Abhängigkeit zu reduzieren. Erfreulich ist, dass trotz der widrigen Umstände die Spareinlagen weiterwachsen und Darlehen aufgenommen werden.
Aber diese Krise ist auch eine Chance: Durch die neuen Herausforderungen werden sowohl das lokale Personal als auch das lokale Management derzeit stark gefordert. Darüber hinaus durchlläuft derzeit das Personal der Zweigstellen ein vier wöchiges, intensives Training, um in Zukunft höhere Darlehen mittels professioneller Risikoevaluierung vergeben zu können. Mit einem speziell auf die Bedürfnisse der kleinen ländlichen Unternehmen zugeschnittenen neuen Darlehensprodukt sollen insbesondere der Agrarsektor in abgelegenen Regionen stärker gefördert werden.
Der SIDT (Sparkassen International Development Trust)
Der SIDT ist eine 2004 auf Initiative der Sparkassenstiftung durch den DSGV ö.K. gegründete GmbH mit einem Kapital von derzeit 14 Mio. EUR. Unternehmenszweck ist die Beteiligung an Finanzinstituten in Entwicklungsländern, die ein ähnliches Geschäftsmodell wie die deutschen Sparkassen verfolgen und sich insbesondere auf Privatkunden mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sowie kleine und mittlere Unternehmen fokussieren. Durch Know-how Transfer in Verwaltungsrats- und/oder Aufsichtsratssitzungen soll ein positiver Einfluss auf die strategische Entwicklung des entsprechenden Instituts erzielt werden. Das Engagement des SIDT soll die Ausrichtung auf die oben genannten Kundengruppen sichern und einen „mission drift“ verhindern.
Dr. Ilonka Rühle-Stern und Bernd Bähr