Faktencheck der „Sparkasse in Bhutan“: Kann Mikrofinanz wirklich Leben verändern?

RENEW MFI ist die erste Mikrofinanzinstitution in Bhutan nach deutschem Sparkassenvorbild. Sie hilft Frauen im Himalaya-Staat, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. In der Hauptstadt Thimphu und in immer mehr ländlichen Regionen werden heute über 15.000 Kundinnen bedient. Eine Studie liefert nun Ergebnisse zur tatsächlichen Wirksamkeit der Projektarbeit der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation vor Ort.

Angesicht des hohen Analphabetisierungsanteils der Frauen in den Bergdörfern Bhutans ist finanzielle Bildung eine wichtige Basis für ein selbstbestimmtes Leben.

Schon seit 2011 arbeiten die Sparkassenstiftung und die bhutanische Nichtregierungsorganisation RENEW (Respect, Educate, Nurture and Empower Women) zusammen, um die wirtschaftliche Situation von Frauen in Bhutan, vor allem in ländlichen Regionen, zu verbessern. Seitdem ist viel passiert: RENEW MFI hat mehr als 15.000 Kundinnen in neun Provinzen und konnte über 9.000 Kredite vergeben. Erst im August 2018 erhielt die MFI die Zulassung für das Einlagengeschäft, also zur Annahme fremder Gelder. Ein großer Erfolg, denn durch die Erteilung der Lizenz als Deposit Taking MFI, kann die Institution weiterwachsen und noch mehr Menschen mit Dienstleistungen einer Sparkasse versorgen. In den ländlichen Gegenden unterstützt RENEW MFI außerdem die Stärkung der finanziellen Bildung, sodass die Bevölkerung angemessen und vorausschauend Geld sparen und Kredite aufnehmen kann. Herkömmliche Banken sind hier nicht tätig.

Beeindruckende Zahlen – doch was steckt wirklich dahinter? Welchen Einfluss hat die Arbeit von RENEW MFI auf Kundinnen, Kommunen und den Finanzsektor? Was bewirkt ein sicherer und langfristiger Zugang zu Finanzprodukten wirklich? Für die Beantwortung dieser Fragen hat die Sparkassenstiftung die bhutanische Forschungsagentur iDruk mit einer unabhängigen Studie beauftragt. In deren Rahmen wurden über 700 Kundinnen und Nicht-Kundinnen gefragt, wie sich ihre wirtschaftliche Situation verändert hat. Die Interviews stellten oft eine große Herausforderung dar, leben die befragten Frauen doch meist in teilweise sehr abgelegenen Bergregionen, die nur schwer zu erreichen sind – besonders dann, wenn der Monsun die Straßen für Tage unpassierbar macht.

Die Ergebnisse der Studie wurden nun am 13. November auf einer Konferenz in Thimphu öffentlich und vor rund 60 hochrangigen Vertretern nationaler wie internationaler Organisationen vorgestellt.
Phajo Dorjee, stellvertretender Gouverneur der Zentralbank Bhutans, eröffnete die Veranstaltung und dankte der Sparkassenstiftung für die Unterstützung: „RENEW MFI erfüllt eine wichtige Aufgabe – die Arbeit beginnt dort, wo die Banken aufhören“.
Niclaus Bergmann, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung, blickte in seiner Rede zurück ins Jahr 2012: Damals sei, mit Hilfe der Sparkassenstiftung, die erste RENEW MFI-Filiale in der abgelegenen Region Samtse eröffnet worden. Schritt für Schritt sei es gelungen, den Service auf heute neun Regionen auszuweiten.

Ziel der Projektarbeit der Stiftung und von RENEW MFI ist neben der finanziellen Bildung der Bevölkerung auch die ureigenste Aufgabe der Sparkassenorganisation: Die Förderung des Spargedankens. Kundinnen, die bereits Geschäftsideen haben, aber noch nicht über die finanziellen Mittel für den Start verfügen, profitieren von Darlehen, die unbürokratisch und schnell von RENEW MFI ausgezahlt werden. In sogenannten Centermeetings treffen sich die Kundinnen einmal im Monat mit Mitarbeitern der MFI, um Bankdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Diese Meetings, so die Rückmeldung der im Rahmen der Studie befragten Kundinnen, tragen dazu bei, die Rolle der Frauen in Familie und Kommune zu stärken.

Kann also Mikrofinanz Leben verändern?

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie lauten: RENEW MFI erreicht die Zielgruppe. Die Durchschnittseinkommen der Kundinnen liegen unter denen einer Kontrollgruppe. Im Laufe der Zeit führt die Mitgliedschaft zu Einkommenssteigerungen, die über denen der Kontrollgruppe liegen. Dafür braucht es Zeit. Das zeigt sich zum Beispiel in der Region Samtse, wo der Service von RENEW seit 2012 angeboten wird. Außerdem: Maßnahmen zur finanziellen Bildung, kombiniert mit passenden Produkten, führen zu geringeren Problemen bei der Kreditrückzahlung. Und: Die „financial resilience“ von RENEW MFI-Kundinnen ist höher als bei Nicht-Kundinnen – im Falle eines externen Schocks haben sie deutlich mehr Möglichkeiten, um ihre Existenz abzusichern.

Insgesamt, so das erfreuliche Ergebnis der Studie, sind RENEW-MFI-Kundinnen sehr zufrieden mit dem Leistungsangebot der Institution.

 

Feedbacks einiger Kundinnen und interessante Impressionen bietet das <link https: www.youtube.com _blank external-link-new-window internal link in current>Video von der Veranstaltung in Thimphu.

Weitere Informationen über die Projektarbeit der Stiftung in Bhutan gibt es <link https: www.sparkassenstiftung.de projekte weltweit detail aufbau-und-staerkung-des-mikrofinanzsektors-1413 _blank external-link-new-window internal link in current>hier.

 

 

Ansprechpartner:

Dr. Ilonka Rühle-Stern / Carina Bauer
Sparkassenstiftung für internationale Kooperation
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Tel.: +49 228 9703-6624 / -6608
Fax: +49 228 9703-6613

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