Griechenland bewegt sich weiter in Richtung dezentrales Bankensystem nach deutschem Sparkassenvorbild

Der Aufbau eines dezentralen Bankensystems nach Vorbild der deutschen Sparkassen ist in Griechenland schon unmittelbar nach dem Aufsetzen des ersten Rettungsprogramms im Jahre 2010 auf großes Interesse gestoßen. Nachdem konkrete Pläne zur Umsetzung in den Folgejahren aufgrund von Regierungswechsel und ungelöster Kapitalisierungsfragen nicht weiterverfolgt wurden, hat der griechische stellvertretende Ministerpräsident Giannis Dragasakis jetzt beim deutschen Botschafter in Athen formell um Unterstützung beim Aufbau eines Sparkassensystems gebeten.

Intensive Gespräche: Unter Leitung des stellvertretenden griechischen Ministerpräsidenten Giannis Dragasakis beschlossen weitere hochrangige Regierungsvertreter und die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation in Athen die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, um den institutionellen Rahmen für ein landesweites Sparkassensystem in Griechenland festzulegen.

Die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation wird Griechenland weiterhin in beratender Funktion dabei unterstützen. Auf Initiative der deutschen Botschaft und unter Dragasakis Leitung trafen sich im Oktober 2018 Niclaus Bergmann, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung und Harald Felzen, Projektleiter für den „Sparkassenaufbau in der EU“, in Athen mit weiteren hochrangigen griechischen Regierungsvertretern.

Im Gespräch betonte Dragasakis, dass die griechische Volkswirtschaft den Anpassungsprozess nach der Schuldenkrise beendet habe und nun der Blick auf Wachstumsstrategien gerichtet werden müsse. Dazu bedürfe es Finanzierungsmöglichkeiten auf lokaler Ebene, weswegen die griechische Regierung am Aufbau eines Sparkassenmodells interessiert sei. Eine erste Pilotsparkasse auf der Peloponnes könne schon bald gegründet werden und eine wichtige Vorreiterrolle einnehmen. Beide Seiten vereinbarten die Gründung einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der betroffenen Ministerien und anderer Institutionen, um möglichst schnell den institutionellen Rahmen für ein landesweites Sparkassensystem festzulegen.

Sparkassen für Griechenland: Die Rolle der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation

Aufgrund nach wie vor hoher Non Performing Loan (NPL)-Quoten können die in Griechenland verbliebenen vier systemischen Großbanken ihrer eigentlichen volkswirtschaftlichen Aufgabe nur begrenzt nachkommen. Kostendruck und Niedrigzinsphase tun ihr Übriges.

Grundprinzipien wie lokale Anbindung, Gemeinwohlorientierung, Regionalprinzip, Mobilisierung lokaler Ressourcen, Zusammenarbeit im Verbund sowie Fokussierung auf Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und breite Bevölkerungsschichten haben damit bei der griechischen Regierung einen hohen Stellenwert.

In den Jahren 2012 bis 2014 gab es bereits konkrete Pläne zur Gründung eines Sparkassensystems in Griechenland, die mit dem Regierungswechsel 2014 und dem Ende der Regierungszeit von Andonis Samaras nicht weiter verfolgt wurden. 2016 gab es erneute Annäherungen von griechischer Seite: Es erfolgten Gespräche vor Ort mit Finanzminister Efklidis Tsakalotos und Dragasakis.

Mitte 2017 ersuchte der Gouverneur der Region Peloponnes und frühere Minister Dr. Petros Tatoulis die Sparkassenstiftung um Unterstützung beim Aufbau einer ersten Sparkasse auf der Peloponnes. Für die Regionalregierung hat die Sparkassenstiftung ein entsprechendes Konzept entwickelt.

Die Rolle der Sparkassenstiftung in Griechenland besteht grundsätzlich darin, konzeptionelle Grundlagenarbeit zu leisten, den politischen und gesetzgeberischen Willensbildungsprozess zu begleiten sowie in der Aufbau- und Entwicklungsphase beratend tätig zu sein. Eine kapitalmäßige Beteiligung der Stiftung an Sparkassen in Griechenland ist nicht möglich und auch nicht beabsichtigt.

 

<link file:1879 _blank download internal link in current>Beitrag aus Sparkassenzeitung Online, 16. Oktober 2018

 

Ansprechpartner:

Harald Felzen /Carina Bauer
Sparkassenstiftung für internationale Kooperation
Simrockstraße 4
53113 Bonn

Tel.: +49 228 9703 6605 /6608
Fax: +49 228 9703 6613

Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e.V.
Simrockstraße 4, 53113 Bonn

Fon: +49 228 9703-0
Fax: +49 228 9703-6613 o -6630

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